Einer Legende nach haben die hiesigen Heilquellen bereits die alten Römer entdeckt, als Sie sich bei einem mühsamen Feldzug, weil ihre Pferde erschöpft waren, am Fluss Waag auf einer Sumpfwiese niedergelassen haben. Nach einigen Tagen Erholung waren die Pferde wieder voller Kräfte und der Feldzug konnte fortgesetzt werden.
Einer anderen Überlieferung nach sollten die Menschen auf dem Gebiet heutiger Piešťany dank eines verletzen Pfaus die heilende Wirkung des Thermalwassers und des Schlammes festgestellt haben. Dieser Pfau ging über mehrere Wochen in eine schlammige Vertiefung mit Thermalwasser bis er genesen war. Aufgrund dieser Legende kann man auf der Kurinsel die Pfauen und die Pfauenfedern in verschiedenen Formen sehen, z. B. über dem Eingang in das Kurhotel Thermia Palace und es gibt im Kurpark auch eine Voliere für Pfauen.
Die erste schriftliche Erwähnung über Piešťany, damals Pescan, stammt aus dem Jahre 1113. Der Name der Gemeinde wurde von dem slowakischen Wort „piesčiny“ abgeleitet, weil der Bodenuntergrund durch die Flussablagerungen sandig ist.
Die Menschen nutzten seit den ältesten Zeiten die heilende Wirkung des Thermalwassers. Sie haben an dem Flussufer Vertiefungen gegraben, die sich von unten ständig mit heißem Thermalwasser füllten, somit wurde das Wasser in der Grube nie kalt. Es hat sich erwiesen, dass durch das Baden eine sehr gute Heilwirkung erzielt wird.
Die erste Facharbeit über Piešťany als einen Kurort stammt aus dem Jahre 1549. Damals erschien in Basel das Werk von Juraj Wernher „De admirandis Hungariae aquis hypomnemation“ – Über die wundersamen Heilwässer Ungarns. In diesem Buch wurden verschiedene Kurorte in der damaligen ungarischen Monarchie beschrieben. Wernher bezeichnete die Thermalquellen von Piešťany als die heilkräftigsten in der ganzen Monarchie und somit sehr berühmt.
Mit der Verbreitung des guten Rufes und der Entwicklung des Kurbetriebes wurden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts weitere medizinischen Bücher über Piešťany herausgegeben, darunter vom Italiener Andreas Baccius, dem Leibarzt des damaligen Papstes Sixtus V.
Im 17. Jahrhundert war Piešťany bereits ein begehrter Kurort, den zahlreiche Autoren in ihren literarischen Werken gepriesen haben. Die schönste und ausführlichste Beschreibung der Heilquellen, des Kurortes mit seinen Einrichtungen, sowie auch der Natur von Piešťany und der Umgebung verfasste im Jahre 1642 der Priester und Dichter Adam Trajan in seinem lateinischen Lobgedicht „Saluberrimae Pistinienses Thermae“ (Die heilenden Thermalquellen von Piešťany), dieser Titel befindet sich auf der Fußgängerbrücke Richtung Kurinsel. Neben dem Lob dem Thermalwasser und dem Kurbetrieb schildert er unter anderem die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Damals gab es noch keine Kurgebäude, es wurde auch weiterhin in den Gruben mit Thermalwasser gebadet. Die meisten Kurgäste wohnten in einfachen strohgedeckten Bauernhütten aus Lehm.
Seit dem Jahr 1720 kam Piešťany und die Umgebung in den Besitz der ungarischen Adelsfamilie Erdödy, die dann auch das Heilbad bis zu seiner Verstaatlichung im Jahr 1940 besaß. Die Erdödys haben sich in den folgenden Jahrzehnten wenig um eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Kurbetriebs gekümmert. Erst nach einer Anregung seitens der Kaiserin Maria Theresia und nach dem Besuch des Wiener Mediziners Johann Nepomuk von Crantz, der als Begründer der modernen Balneologie gilt, ließ im Jahr 1778 der Graf Johann Nepomuk Erdödy das erste Holzgebäude für Wannenbäder auf der Kurinsel errichten. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden noch weitere Kureinrichtungen gebaut.
In der damaligen Zeit sollte wohl der bekannteste Kurgast in Piešťany Ludwig van Beethoven gewesen sein, es gibt mehrere Hinweise, dass er im Jahr 1801 hier zur Kur war. Daher gibt es im Stadtpark ein Beethoven-Denkmal.
Im August 1813 gab es eine große Überschwemmung, bei der nicht nur viele Häuser im Ort, sondern auch die Holzgebäude auf der Kurinsel zerstört wurden.
Danach wurde mit dem Bau des ersten Gebäudekomplexes auf der Kurinsel begonnen. Das klassizistische Gebäude des Napoleonischen Bades – das heutige Napoleon III. – wurde im Jahre 1822 geöffnet. Obwohl sich die Anfänge des Napoleonischen Bades teilweise mit der Zeit des napoleonischen Reiches überschneiden, die Benennung ist aus keiner begründeten Beziehung zum Napoleon hervorgegangen, sondern war ein kluger Werbezug.
Seit 1828 wirkte hier der erste ständige Kurarzt Franz Ernst Scherer – der Vorreiter moderner medizinischen Verfahren in der Balneotherapie. Er übernahm von der Familie Erdödy als Pächter selbst die Kureinrichtungen und führte für die Kurgäste eine individuelle Verordnung der Kuranwendungen ein, aufgrund der zuvor durchgeführten ärztlichen Untersuchung und erstellten Diagnose. Im Jahr 1863 gründete er auf einem ausgedehnten Grundstück am Rande des heutigen Stadtzentrums das Armeekurhaus, das bis heute im Betrieb ist.
In den Jahren 1861 und 1862 wurde der Bau des klassizistischen Gebäudekomplexes des Napoleonischen Bades fortgesetzt – das heutige Napoleon I. und Napoleon II. In diesem dreiteiligen Gebäudekomplex bekommen die Kurgäste auch heutzutage die Kuranwendungen.
In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden schrittweise Abschnitte der Bahnstrecke von Bratislava durch das Waag-Tal Richtung Norden eröffnet, Piešťany wurde im Jahre 1876 an die Bahn angeschlossen. Damit war die Anreise in den Kurort nicht nur aus Bratislava, sondern auch aus Wien und Budapest einfacher.
Mit der Entwicklung des Kurortes und der steigenden Zahl der Kurgäste erhöhte sich auch die Einwohnerzahl von Piešťany, so dass bis zum Ende 19. Jahrhunderts hier bereits 6 000 Menschen lebten, die allermeisten haben von der Landwirtschaft gelebt.
Die wichtigste Zeit in der Entwicklung des Kurortes begann im Jahr 1889. In diesem hat die Firma Alexander Winter und Söhne mit dem Graf Franz Erdödy einen Pachtvertrag abgeschlossen, der unter anderem das Recht des Pächters auf Investitionen nach eigenem Ermessen beinhaltete. Somit wurde noch im selben Jahr mit den Renovierungsarbeiten der sich im schlechten Zustand befindlichen Kurhäuser begonnen.
Alexander Winter beauftragte mit der Geschäftsführung im Jahre 1890 seinen damals 20-jährigen Sohn Ludwig. Es wurden täglich 300 Kranke behandelt und der Betrieb hatte rund 200 Mitarbeiter. Ludwig Winter, der als der Vater vom Heilbad Piešťany bezeichnet wird, sagte einst:
„Die Wissenschaft allein genügt nicht, dass ein Arzt ein guter Arzt ist. Zum Erfolg gehört die Tatsache, dass ihn die Patienten gerne haben. Dieser Grundsatz gilt auch für jene Personen die das Heilbad leiten. Derjenige der nicht in sein Fach verliebt ist, der nicht sein Herz und seine Seele mit den Interessen der Kurgäste verbindet, wird nur allzu schwer ein dauerhaftes Schaffensvermögen im Interesse seines Heilbades aufzubringen imstande sein. Neben der Wissenschaft ist die Liebe zu den Patienten das Kriterium aller Erfolge.“
Die Ära der Familie Winter brachte dem Heilbad und dem Kurort einen großen Aufschwung. Es wurden neue Kurhäuser und weitere Einrichtungen gebaut, der Kurpark wurde in seiner heutigen Struktur angelegt, es wurden neue Bürgersteige und gepflasterte Straßen gebaut und dank der cleveren Werbestrategie kamen immer mehr Kurgäste. Zwischen den Jahren 1889 und 1899 stieg die Zahl der registrierten Kurgäste von 2 829 auf 6 012 an.
Neben der Herausgabe von verschiedenen Werbeprospekten war Ludwig Winter auf der Suche nach einem Motiv, dass die Heilung symbolisieren würde. Dieses bekam er bereits im Jahre 1894 in der Figur des Krückenbrechers, eines Mannes, der seine Krücke zerbricht. Er ließ sich diesen Entwurf patentieren und später, Anfang der 30-er Jahre bei dem Bau der Kolonnadenbrücke, wurde die Statue des Krückenbrechers in Bronze gegossen und steht dort bis heute als Wahrzeichen von Piešťany.
Die rege Bautätigkeit an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts brachte unter anderen folgende Bauten: das Arbeiterkrankenhaus (1893), den Kursalon (1894), das palastartige mit Marmor ausgestattete Kurhaus Franz-Joseph Bad (1898), das Hotel Grüner Baum (1903), das Hotel Rónai (1907), später Royal – den ersten großen Hotelbau in Piešťany und schließlich wie in dem zweiten Pachtvertrag zwischen Ludwig Winter und der Familie Erdödy stand: „…auf der Kurinsel ein für alle Ansprüche entsprechendes Hotel, das den Ruhm des Heilbades Piešťany in aller Welt preisen soll.“ So entstand zwischen September 1910 und April 1912 das Luxushotel Thermia Palace. Dadurch wurde Piešťany zu einem der besten Kurorte in der ganzen Monarchie. Das Gästebuch im Thermia Palace füllte sich mit begeisterten Kommentaren von vielen bekannten Kurgästen. Im Jahr 1912 wurde mit 16 960 registrierten Kurgästen ein Rekordwert erzielt.
Die vielversprechende Entwicklung wurde allerdings während des ersten Weltkrieg zum Erlahmen gebracht. In den Kureinrichtungen wurden die Verwundeten behandelt. Dazu wurde im Frühjahr 1916 das Kurhaus Pro Patria fertig gebaut. Insgesamt wurden in Piešťany während des Krieges mehr als 55 000 verwundete Soldaten und Offiziere der österreichisch-ungarischen Armee versorgt. So viel, wie in keinem anderen Kurort in der ganzen Monarchie. Um den kranken Soldaten genügend Verköstigung bieten zu können wurde in den Jahren 1917 – 1918 ein großes Industrieobjekt, die sog. Rosa Mühle gebaut.
In der Zwischenkriegszeit, während der ersten Tschechoslowakischen Republik, wurden verschiedene Investitionen im öffentlichen Bereich getätigt, die auch den Kurbetrieb fördern sollten. Sehr wichtig war die Regulierung des Flussbettes der Waag mit der Errichtung neuer Schutzdämme, dadurch entstanden schöne Uferpromenaden, man baute Wasserleitungen, die Kanalisation, asphaltierte Straßen und Gehwege, eine neue Bürgerschule – das heutige Gymnasium, das neue Gemeindeamt, die Stahlbeton-Straßenbrücke und schließlich eines der architektonischen Juwelen von Piešťany – die Kolonnadenbrücke, die längste überdachte Fußgängerbrücke in der Slowakei. Es wurden auch Freizeiteinrichtungen gebaut, wie das Thermalbad Eva (1934) mit einem Außen- und einem Innenbecken, Tennisplätze, ein Fußballplatz und ein großer Golfplatz am Nordrand der Kurinsel. Auf dem kleinen Berg in der Nähe der Kurinsel wurde ein Aussichtsturm mit Gaststätte genannt Roter Turm gebaut. Im Stadtpark wurde ein neues Amphitheater errichtet und im Jahre 1928 wurde im Kursalon das heutige Balneologische Museum gegründet. Das Kulturleben wurde mit vielen Orchestern und Opernsängern aus aller Welt, Aufführungen von Theaterstücken, sowie auch Folkloreveranstaltungen bereichert. Es wurde in vielen Ländern intensiv für den Kurort geworben, es kamen ausländische Ärzte, Journalisten, Wissenschaftler, bekannte Politiker, Schauspieler, Musiker, Schriftsteller und Künstler. Es wurden Kongresse und Tagungen organisiert, bei denen unter anderem im Jahre 1926 die Internationale Liga gegen Rheumatismus gegründet wurde. Dies alles trug zur Steigerung der Bekanntheit von Piešťany bei.
Auf der Kurinsel wurden im Kurpark die Hauptpromenade – die heutige Pappelallee und die kleinen Seen mit Thermalwasser errichtet (siehe Kapitel Kurpark und Natur). Zur Forschung der hiesigen Flora wurde der bekannte Prager Botaniker Karel Domin eingeladen, der seine Arbeit in dem Buch „Piešťanská květena“ (Die Pflanzenwelt von Piešťany) verfasste.